Fallen Teil 2
In diesem Blogbeitrag möchte ich dir gerne ein Bild vorstellen, das einen sehr bedeutenden Punkt auf meinem Weg als Künstlerin beschreibt.
Dafür müssen wir ein paar Jahre zurück gehen. Ins Jahr 2020.
Anfang des Jahres erholte ich mich gerade von einer aufwendigen Operation an der Hüfte. Es war eine Zeit voller Hochs und Tiefs. Auf der einen Seite war ich unendlich dankbar für die Erfahrung, alles neu lernen zu können. Auf der anderen Seite schwang immer die Angst mit, eine falsche Bewegung zu machen oder zu stolpern.
In dieser Zeit, wo ich Wochen nur liegen konnte, begann sich in mir etwas zu verändern. Ich spürte, dass ich etwas ändern muss. In meinen Job konnte ich nicht zurück, er hätte mir keinen Raum für diese Veränderung gelassen. Ich wollte mehr Zeit mit der Malerei verbringen. Also suchte ich mir einen neuen Job, der mir, wie ich dachte, mehr Zeit dafür ließ. Zumindest konnte ich meine Termine selbst vereinbaren und viel zuhause arbeiten. Ich begann pünktlich zum ersten Lockdown. Die Welt stand Kopf und ich musste direkt ins kalte Wasser springen, da wir uns ja möglichst wenig im Büro aufhalten durften. Diese Überforderung nahm mir zu viel Energie und als mein Papa einen schweren Unfall hatte, den er fast nicht überlebt hat, wurde mir nur noch mehr klar: Das Leben ist zu kurz, um es mit irgendetwas zu verbringen, was einen nicht glücklich macht. Ich wollte so nicht mehr weiter machen.
Es war eine Zeit voller innerer und äußerer Bewegung.
Ich bewarb mich an Kunsthochschulen, unter anderem in Berlin und Halle. Es war ein Wilder Plan aber fühlte sich für mich ganz klar an. Wir haben einen Schrebergarten am Berliner Stadtrand für ein Jahr gemietet während mein Partner einen Job in Leipzig gefunden hat.
Meine Eltern waren weniger begeistert von der Idee, dass ich alleine in einem Schrebergarten in Berlin wohnen wollte, und ehrlich gesagt: Ich fragte mich auch, ob ich noch alle Tassen im Schrank habe.
Wir haben die Wohnung geräumt, das Auto gepackt, in der Nacht wollten wir los. Kaum geschlafen wachte ich Nachts gegen halb 3 auf und schaute aufs Handy. Und mir rutschte das Herz in die Hose. Eine Nachricht vom Vermieter aus Berlin. Er wohnte in Italien, sprach kein deutsch und wusste nicht, wie regelversessen deutsche Schrebergartenvereine sein können. Auf dem Bild, was er mir schickte, war ein Zettel zu sehen, darauf stand, dass der Vorstand den Schlüssel einkassiert hat. Uns war sofort klar: Wir brauchen da nicht mehr hinzufahren.
Schnell war klar: Ich werde mit nach Leipzig kommen. Unterwegs mussten wir noch schnell ein Lager mieten, denn die kleine Ferienwohnung war zu klein für alles. Da saß ich nun. Ohne Job, ohne Wohnung, aber immerhin zu zweit. Mit dem Kunststudium ist es natürlich nichts geworden. Darum habe ich mich für einen Kunstmarketingkurs beworben. Die Aufgabe: In drei Bildern eine Geschichte erzählen.
Diese drei Bilder haben mit einer Idee begonnen, die sich im laufe des Prozesses sehr gewandelt hat. Heute erzählen sie die Geschichte, wie ich zum ersten mal bewusst gespürt habe, dass sich alles gibt, wenn man vertraut. Pläne müssen nicht immer Sinn machen, wenn man ein wenig flexibel bleibt und dem Leben folgt. Manchmal braucht es erst bestimmte Ideen und Umwege um schließlich auf den richtigen Weg zu finden. Rückblickend gab es viele solcher Momente, jedoch habe ich sie lange immer als Glück oder zumindest Zufall abgetan.
Und darum geht es bei Fallen: Es beschreibt einen Zustand, den wahrscheinlich viele kennen.
Zwischen der Angst vor dem Ungewissen und dem Vertrauen, dass man getragen wird, wenn man sich fallen lässt.